Staubsaugen: Die wahre Geschichte

Das Bett ist weich und warm, und wie schon oft will ich auch an jenem Tag etwas länger schlafen. Frau Bleich hat freilich andere Pläne: Es hat noch nicht einmal acht Uhr geschlagen, da beginnt sie im Nachbarzimmer sehr gründlich aufzuräumen. Ich bin wütend und sinne auf Rache.

©_Christian_Steiner

rache an frau bleich

stille
die mäuse hocken aufgeschreckt in ihren löchern
die schafe liegen da, geschlachtet - der seidgen locken matte kringel
niedergemetzelt die lurche - beute des gemeinen feindes
versengt die mücken - zu nah gewagt an glutgen föhn
plattgewalzt die käfer, die lieben:
frau bleich hat staubgesogen

heimat mitteleuropa

und einmal mehr
beschwören sie den
vielvölkerstaat
besinnen sich 
auf alte größe
doch 
denken sie an 
österreich in der nacht
so denken sie an 
lemberg, prag, triest,
und nicht an parapatitschberg

heimfahrt aus wiesen

sanftes durchstoßen von nebelschwaden
frösche springen aus dem scheinwerferkegel
einsames klingeln am bahnübergang
ein kleeblatt aus asphalt
verkehrsschilder spiegeln sich in nasser straße
die zuckerfabrik brennt

your way

deine art 
die stufen hinabzusteigen
deine art 
ein buch ins regal zu stellen
deine art 
die zigarette auszudämpfen
deine art 
radieschen zu essen
deine art 
die butter auf dem brot zu verstreichen
in der tat
sehr interessant

eismaus

eis eis
ich schmaus eis eis
weißes eis eis
weißes zitroeis

heiß heiß
es ist heiß heiß
ich schmaus eis eis
weißes zitroeis
magst du kosten?

jaus jaus
ich schmaus jaus jaus
kalte jaus jaus
kalte brettlaus

käsjaus
ess mei käsjaus
speck und käsjaus
speck käs brettljaus

saus braus
leb im saus braus
käsgem saus braus
käsgem saus und braus

plötzlich:
maus maus
jag ne maus maus
maus schmaust mei jaus
maus schmaust brettljaus

raus maus
sag ich raus maus
sonst is aus aus
aus mit dir du laus

kinder haben kurze beine

die welt atmet auf:
einem ärzteteam
der feuerwehr
und zahlreichen freiwilligen helfern
ist es nach drei tagen gelungen
das kleine mädchen
lebend
aus dem engen schacht
zu befreien

gestörte idylle

friedlich 
umspielt die sonne 
daunenwölkchen
in weißes licht getaucht 
ziehen sie
in luftgen höhn
ein lauer spätsommerabend 
schmeichelt sich an
die luft ist mild
und eine leichte brise 
fächelt die blätter
munter 
bläst der schornstein 
gift in die luft

fata morgana

aus der ferne aus der weite
ach wie heiß ach wie schön
aus der ferne aus der weite
schmelz ich wie ein firnbönbön

aus der ferne aus der weite
ach wie kalt ach wie schön
aus der ferne aus der weite
möcht mein herz vor schmerz vergehn

aus der ferne aus der weite
ach wie heiß ach wie schön
sterb ich fast um haaresbreite
mücke nah am glutgen föhn

aus der ferne aus der weite
ach wie kalt ach wie schön
wechselbäder schauer bauchweh
gänsehaut von kopf bis zehn

aus der nähe aus der nähe
ach wie schade ach wie trist
seh ich nicht was ich gern sähe
weil sie jemand andrer ist