50 Jahre Putsch von Klagenfurt

Auf Druck von Bundeskanzler Bruno Kreisky legt der Kärntner SPÖ-Landeshauptmann Hans Sima am 12. April 1974 sein Amt nieder. Danach verabschiedet sich die Sozialistische Partei Österreichs von ihrer verfassungskonformen, minderheitenfreundlichen Politik und verbündet sich mit der gesunden Volksseele gegen die Kärntner Slowenen. Dem Rücktritt Simas vorausgegangen sind Morddrohungen gegen ihn und seine Familie, Bombenanschläge und die gesetzwidrige Zerstörung aller zweisprachigen Ortstafeln in Kärnten. Simas Nachfolger als Landeshauptmann wird der nach Eigendefinition “hochgradige Hitlerjunge” Leopold Wagner, auf den 1989 Jörg Haider folgt.

Einen aufschlussreichen Einblick in den von den österreichischen Parteien und Medien seit Gründung der Republik geführten Volkstumskampf bietet die 2009 an der Universität Wien approbierte Diplomarbeit von Sabina Zwitter-Grilc mit dem Titel "Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht“. Die Arbeit aus dem Fach Publizistik- und Kommunikationswissenschaft ist im Internet frei verfügbar.

Zum Unterschied vom Sima-induzierten “Klagenfurter Frühling” ist für die im Burgenland beheimateten Ethnien die Eiszeit der Dreißiger- und Vierziger Jahre nie wirklich zu Ende gegangen. Obwohl die Pläne zur Aussiedlung der Burgenländischen Kroaten nie realisiert wurden, wirkt das Trauma der deutschnationalen Schreckensherrschaft bis heute nach. Und anstatt nach dem 2. Weltkrieg die wenigen verbliebenen Roma, Ungarn und Kroaten in ihrem Bemühen um sprachliche und kulturelle Identität zu unterstützen, taten die Parteien genau das Gegenteil: sie verdrängten den muttersprachlichen Unterricht aus Kindergärten und Volksschulen, sie verschleppten die Umsetzung der Amtssprache und und und. Während die heutigen Politiker sehr genau wissen, was sie in der Öffentlichkeit sagen können und was nicht, nahmen sich die Volksvertreter in den Siebzigern und Achtzigern noch kein Blatt vor den Mund: so gab der Bürgermeister von Štikapron-Steinbrunn und Nationalratsabgeordnete Fritz Robak 1978 vor laufender Kamera zu, dass sich die SPÖ weder an den Österreichischen Staatsvertrag noch an das von ihr selbst verfasste, sehr restriktive  Volksgruppengesetz halten wolle. Bundeskanzler Bruno Kreisky und der Burgenländische Landeshauptmann Theodor Kery unterstützten Robak in dieser Haltung.